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Massentests – ein Vertrauenstest für die “Re(a)gierenden”

Die Sinnhaftigkeit von Massentests (zumindest in der bisher kommunizierten Form, keine klare Strategie!) ist zweifellos zu hinterfragen, aber in einem Land der Disziplinlosigkeit und mit einer Überzahl egoistischer und rücksichtsloser Bürger, die sich an keine Hygienevorschriften halten, ist es wohl eher ein verzweifelter Versuch, weitere Infektionen zu vermeiden.

Österreichs Gesundheitsminister Anschober war vor dem zweiten Lockdown äußerst zögerlich – gut 2-3 Wochen wurden versäumt – weil er glaubte, dass ein früherer Lockdown “von der Bevölkerung nicht akzeptiert worden wäre”!? Und er hatte recht! Der – zu spät – verordnete “harte” Lockdown wurde ignoriert, die lamoryante Appell-Suada Anschobers verhallte ungehört und die Infektionszahlen erreichten neue Rekordwerte!

Während man in Deutschland (Sieben-Tages-Inzidenz 155) einen harten Lockdown über die Feiertage und verlängerte Schulferien für nötig hält, hat man in Österreich den harten Lockdown bei einer Sieben-Tages-Inzidenz von 267 und knapp 3.000 Neuinfektionen beendet!!!

Unter diesen Voraussetzungen ist es nicht verwunderlich, dass die Kompetenz der Behörden, i.B. die des Gesundheitsministers, in Frage gestellt wird und die Bevölkerung das Vertrauen in die Regierenden zunehmend verliert und Maßnahmen ignoriert!

Der Ruf nach CO2-Messgeräten und Lüftungssystemen wird auch in Österreich lauter.

Filzmaiers Besorgnis erregende AnalysenIM ZENTRUM 2020-12-06 – (Transskripte)

[expand title=”Gibt es Daten warum so wenige zum Massentest gehen?”]

Leider ja, jetzt nicht nur auf den Massentests bezogen ist es so, dass die Pandemie als solche und die Maßnahmen von einer Mehrheit sogar teilweise nicht ernst genommen werden.
Ich bin geradezu auch persönlich betroffen, beispielsweise von Daten einer Langzeitstudie der Universität Wien.
Dabei erforscht man die öffentliche Meinung seit dem Frühjahr und die Daten aus dem Herbst sehen so aus, dass nur zirka die Hälfte bereit wäre, sich testen zu lassen, wenn sie Kontakt zu einem begründeten Verdachtsfall hatten. Also nicht das Zielpublikum von Massentests, wo es ja vor allem darum geht, jene zu erreichen, die sonst nicht glauben würden, sie könnten infiziert sein.
Sondern es ist sogar nur die Hälfte, wenn man einen Verdachtsfall Kontakt hatte in den letzten Tagen oder eben bis zu maximal zwei Wochen. Das passt leider zu anderen Daten.
Auch die Lebensweise zu ändern, ist man mehrheitlich nur bereit, wenn der Höhepunkt einer Welle ist. Also die Infektionen steigen geradezu, explodieren nicht, aber wenn man vielleicht die Welle noch verhindern könnte oder sie zumindest abflachen könnte.
Es ist auch die Bilanz bisher bei der Propagierung solcher Maßnahmen bescheiden. Bei der Ampel war es so, bei der Corona-Ampel, dass nur ein Drittel sagte “Ich weiß, was Rot eigentlich bedeutet und welche Maßnahmen es dann geben soll”. Und vor der jetzigen Kampagne war es auch so, dass bei der Corona-App überhaupt nur im Viertel gesagt wird “Das ist nützlich”.
Gleichzeitig haben wir eine zunehmende Vertrauenskrise der Politik, sowohl bei den politischen Institutionen als auch personenbezogen, vor allem bei Regierungspolitikern. Und diese Kombination halte ich für geradezu dramatisch, wenn sie sich fortsetzen sollte im nächsten Jahr. Einerseits den Akteuren, die Maßnahmen propagieren sollen, wird weniger vertraut und andererseits ist die Bereitschaft, sich nach Maßnahmen zu richten. Wobei ich es nicht weiß, ob die Massentests das beste Beispiel geben.
Ich kann das als Epidemiologe logisch nicht beurteilen, aber die Bereitschaft ist sehr gering.

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[expand title=”Bietet die Krisenkommunikation der Regierung eine klare Orientierung für die Bevölkerung?”]
Zunehmend nicht. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich positiv allen politischen Akteuren, egal ob Bund oder Länder oder Gemeinden, egal ob Regierung oder Opposition in persönlicher Wertschätzung positiv unterstelle, dass sie bestmöglich zu agieren versuchen. Das ist, glaube ich, auch wichtig, von dieser Ausgangslage zu diskutieren.
Aber es gibt aus meiner Sicht entscheidende Schwachpunkte, die auch jetzt in der Diskussion angeklungen sind. Das ist ein Transparenzproblem bei den Daten. Auch bei den Expertenmeinungen.
Ich halte Sachdiskurs für gut, dass auch unterschiedliche wissenschaftliche Studien debattiert werden, ob Schulen geschlossen werden sollen oder nicht, ob gelockert werden kann oder nicht.
Aber bei den Daten sind schon die Zahlen ungenau. Geradezu paradox, dass sich vor wenigen Tagen Gesundheits- und Sozialministerium, das ist dasselbe Ressort – nur zwei Teilbereiche – im dreistelligen Bereich bei den neu Infizierten unterschieden haben. Und das Innenministerium hat dritte, wieder andere Zahlen präsentiert.
Und wir bekommen ja gar nicht die Möglichkeit zur Sachdiskussion. Denn ab wann soll gelockert werden? Ab wann droht uns ein dritter Lockdown? Da werden keine Zahlen genannt.
Der Gesundheitsminister präsentiert Zahlen, wie viel weniger neue Infizierte wir jetzt haben. Er sagt aber nicht Wann ist das ausreichend? Wann würden wir wieder in den Lockdown gehen?
Die letzte Aussage des Bundeskanzlers dazu stammt aus dem Frühjahr. Da hat er sinngemäß gesagt “Ab 100 ist quasi Feuer am Dach”. Da haben wir 1 000 und waren schon nahe den 10 000.
Dass man über diese Zahlen und Grenzwerte dann diskutieren kann, ist vollkommen klar. Wissenschaft und nicht die objektive Wahrheit, aber sie fehlen uns und auch bei der Experten Diskussion ist das leider jetzt gerade sehr typisch vorgekommen. Ja, es gibt unterschiedliche Studien z.B. zu den Schulschließungen ja oder nein. Aber warum wird nicht seitens der Regierung klar kommuniziert? Wir beziehen uns beispielsweise auf die Studie in Deutschland vom Virologen Drosten, der eher eine gleiche Übertragung auch bei jungen Menschen wie bei älteren Menschen diagnostiziert und das ist der Grund, die Schulen zu schließen und seitens einer Oppositionspartei, nein, wir beziehen uns auf diese andere Studie. So diskutiert man. Aber diese Transparenz haben wir gar nicht. Und es ist mir auch nicht klar.
Also plädieren Sie für Pressekonferenzen, wo die Politik gemeinsam mit Expertise von der Wissenschaft auftritt?
Ganz eindeutig ja. Ich würde bei dieser aus meiner Sicht falsch laufenden Diskussion Politiker oder Experten Kommunikation dringend und zwar für regelmäßiges und auch immer die gleichen Personen gemeinsames Auftreten plädieren. Nicht nur punktuell mal ja, mal nein. Wie es der Gesundheitsminister in der jüngeren Vergangenheit getan hat.
Den politischen Akteuren traue ich Entscheidungskompetenz zu und auch Maßnahmen durchzusetzen, die sind auch demokratisch legitimiert. All das können Experten nicht leisten.
Aber warum sollte ich? Das wäre ja ungerecht, Politikerinnen und Politikern zuzutrauen Fachkompetenz als Pandemie Bekämpfer zu haben. Das traue ich den Experten zu und das würde ich auch für die Zukunft wirklich vorschlagen.
Man kann dann über diese Expertenmeinungen sachlich trefflich diskutieren und die Daten-Transparenz muss einfach besser funktionieren.
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[expand title=”Zum Thema Reisbeschränkungen”]

Ich verstehe leider nichts von Epidemiologie. Ich bin auch kein Hobby-Virologe, davon haben wir wahrlich genug. Aber als Sozialwissenschaftler kann ich zählen und rechnen und ich weiß auch, was gezählt wird. Und dazu ein paar Anmerkungen. Wirklich jetzt als auch Ideen Spender gemeint.
Erstens man kann das doch differenziert sehen, dass ich es richtig und logisch ansehe, dass für Reise-Rückkehrer Beschränkungen stattfinden müssen, weil es Infektionen gegeben hat. Ich kann aber weglassen, ob diese österreichische Staatsbürger waren oder nicht, ob diese Migrationshintergrund haben oder nicht, weil es ist vollkommen egal, ob das Urlaubsreisen von in Österreich Geborenen nach Kroatien waren oder nicht. Oder ob österreichische Staatsbürger, die hier leben und ihre Herkunftsländer aus anderen Gründen besucht haben. Das wird nach meinem Wissensstand in den Daten und Zahlen auch gar nicht unterschieden und erhoben, sondern nur, dass wir hier etwas tun müssen.
Weitere Zahlen. Mich hat beeindruckt, weil ich die Ehrlichkeit ja gespürt habe, von der Frau Wirtschaftsministerin – Nicht alle morgen einkaufen gehen, vom Herrn Landesrat, dass wir uns alle jenseits der Verordnungen auch noch bewusster verhalten müssen.
Nur werden diese Appelle gehört? Wir wissen aus Daten, dass sich nur 20% bereiterklären, ihr Konsumverhalten zu ändern. Und das ist eine Zahl, eine Tatsache in dem Fachgebiet, wo ich etwas davon verstehe.
Ich glaube, dass man das z.B. überlegen muss. Diesen Diskussions Ansatz finde ich interessant, dass man mehr mit Bonussystem arbeitet. Also so wie man den Leuten das Massentesten – ob das nun wirklich das idealtypische Beispiel ist – auch 100 Euro geben kann. Wenn das, wie Sie selbst gesagt haben, wirtschaftlich viel weniger schlimm ist als ein Lockdown. Das kostet 100 Millionen je nach Beteiligung, bei mehrfacher Durchführung einige Milliarden, aber immer noch viel weniger als 30, 40, 50 Milliarden für Wirtschaftshilfe etc.
Die Appelle sind nur derzeit auf dem Niveau, dass weniger als die Hälfte – das waren alles noch drei Viertel, zwei Drittel im Frühjahr – erklären, sie glauben, dass die bestmöglichen Maßnahmen ergriffen werden. Es fehlt diese Glaubwürdigkeit, leider.
Es ist so, dass der Zusammenhalt nur noch von einem Viertel zirka geglaubt wird. Es ist, dass nur ein Viertel glaubt, dass wir genug zusammenrücken, um uns um Ältere und Schwächere zu kümmern.
Das heißt, diese Ausgangslage muss man für vollkommen neue Kommunikationsansätze mitverfolgen. Jetzt!
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P.S.:  Wer suchet, der findet!

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txt
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