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Sind zu viele (Platik-)Flaschen in der EU-Bürokratie?

Wer ist Verteter der Gesinnungsethik?

[expand title=”Artikel”] „Politisches Tempo 140 der Grünen“
Plastikmüll. Die Frage, was mit leeren Flaschen passieren soll, sorgt für Wirbel. Es geht um die Umwelt und um viel Geld
Von Simone Hoepke

„Ich werde der Plastikflut in Österreich nicht länger zusehen“, sagt Umweltministerin Leonore Gewessler und pocht auf ihren 3-Punkte-Plan (siehe Info-Kasten). Für diesen habe sie aus der Bevölkerung viele positive Rückmeldungen erhalten: „Das Thema berührt, wie kaum ein anderes“, sagt Gewessler.
Und prompt werfen ihr Kritiker vor, dass es in der aktuellen Diskussion nur um politisches Kleingeld geht. „Das Einwegpfand scheint das politische Tempo 140 der Grünen zu sein. Bringt zwar nichts, ist aber eine gute Symbolpolitik für die Partei“, sagt etwa Christoph Scharff von der Altstoff Recycling Austria (ARA). Kunststoffflaschen würden nur einen kleinen Teil (16 Prozent) des Plastikabfalls ausmachen, notwendig sei ein Gesamtkonzept. „Will man, dass die Sammelquote steigt, muss man es den Leuten einfach machen. Sagt man ihnen, der Joghurtbecher kommt in den Gelben Sack und die PET-Flasche bringen Sie jetzt bitte wieder zurück ins Geschäft, macht das die Sammlung nur komplexer“, ärgert sich Scharff.
Blick über die GrenzenEin Befürworter von Gewesslers Plänen ist Christian Abl von der ÖPG PfandsystemgesellschaftmbH, die erst Anfang 2020 gegründet wurde und für ein Pfandsystem lobbyiert. Unter anderem mit Verweis auf andere Länder. Europaweit haben bereits zehn Nationen ein Pfandsystem, darunter Deutschland, Kroatien, die Niederlande oder Finnland.
Allen Ländern sei eine Sammelquote jenseits der 90-Prozent-Marke gemein, in Deutschland liegt sie bei 98 Prozent, betont Abl.
Den Widerstand seitens der Handelsvertreter könne er nicht verstehen. „Das vorgebrachte Phänomen des Händlersterbens sehen wir nicht.“ Im Gegenteil. Da Kunden Pfandflaschen zurück ins Geschäft bringen, gäbe es mehr Frequenz. Auch seien kleine Händler nicht gezwungen, teure Rücknahmeautomaten zu kaufen. Schließlich würden auch in Litauen oder Norwegen viele Flaschen händisch und nicht maschinell zurückgenommen werden. Überhaupt laufe die Debatte in Deutschland ganz anders als in Österreich, sagt Abl, der auch Geschäftsführer von Reclay Österreich ist (einer Gruppe, die in Deutschland Marktführer bei der Sammlung und Verwertung von Leichtverpackungen ist). „In Deutschland wehrt sich der Handel sogar dagegen, dass an Bahnhöfen Rückgabeautomaten aufgestellt werden. Sie wollen das Geschäft für sich.“ Das ist angesichts der hohen Investitionen in die nun bereits bestehenden Rückgabeautomaten allerdings auch wenig verwunderlich, kontern Kritiker aus Österreich. So gesehen war die Ausgangslage bei Einführung des Einwegpfands in Deutschland im Jahr 2003 auch eine andere als jetzt in Österreich. Hierzulande gibt es aktuell viele Sammelstellen und zudem den Gelben Sack. Tirol, Vorarlberg und das Burgenland erreichen bereits Sammelquoten jenseits der 90-Prozent-Marke und übererfüllen damit sogar die EU-Vorgaben.
„Wieso soll in diesen Bundesländern nun ein Pfand auf PET-Flaschen eingehoben werden? Das ist absurd“, sagt Gaby Jüly, Präsidentin des Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB).
Ein Standpunkt, den freilich auch die ARA vertritt. Kommt ein Parallelsystem, geht das zu Lasten der ARA (hinter der wiederum zu je einem Drittel Händler, Abfüller und die Verpackungsindustrie stehen).
Quoten für RecyclateAuch Konkurrent Interseroh plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz, beginnend beim Verpackungsdesign bis hin zum Wiedereinsatz des Recyclingmaterials.
„Um den Einsatz von Recyclaten zu steigern, braucht es verpflichtende Recyclatquoten“, findet Interseroh-Österreich-Geschäftsführer Franz Sauseng. Derzeit geht die Recyclat-Nachfrage gerade nach unten. Nicht nur coronabedingt, auch weil Erdöl und damit der Originärstoff derzeit günstig ist.

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