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Wo bleibt die gute Kinderstube Frau Reiterer?

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“Man hat immer wieder den Eindruck, Reiterer hat in der Sommerpause einen Kursus in Unterbrechungskunde belegt. Vor allem den grünen Gesundheitsminister lockt sie damit ziemlich aus der Reserve. Anschober hat man selten so konsterniert gesehen.” schreibt Peter Temel im Kurier.
Und tatsächlich trägt der offensichtliche Kurserfolg zu Verwirrung und Verunsicherung bei und zieht sich wie ein roter Faden durch die Sendung. Niemand blieb von der Unterbrechungskeule verschont, Frau Reiterer wollte ihre Ansicht – oder die ihr aufgetragenen Meinungen – unbedingt bestätigt hören.

Die Moderatorin der Sendung (die in der tollen 🙁 tvthek des ORF leider nur für eine Woche abrufbar ist) fühlte sich dem Titel der Sendung “Verschärfung, Verwirrung, Verunsicherung – Droht ein zweiter Corona-Lockdown?” offensichtlich mehr als verpflichtet.

„Kennen Sie jemand, der sich auskennt?“ war die Einstiegsfrage an ihre “liebteste Zielperson” des Abends, Gesundheitsminister Anschober.
Mit seiner ruhigen, besonnenen Antwort offensichtlich nicht zufrieden, weist sie – völlig berechtigt – auf die verwirrende Kommunikation der Maßnahmen hin und versucht auch die unterschiedliche Interpretation der “zweiten Welle” (Kurz) ins Spiel zu bringen.
Anschober:“Wenn wir nur diese semantischen Probleme haben, sind wir eigentlich glücklich.“

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Weil Reiterer “weitere Gäste mit hineinnehmen” will, wird auch Pamela Rendi Wagner gestoppt. Der “hereingeholte” Medizinhistoriker Harald Salfellner kommt ungeschoren davon, die Philosophin Lisz Hirn hört aber bereits den erlernten Zaubersatz “Ich unterbreche Sie ungern …” und wird zur Schilderung ihrer “Test-Odyssee” aufgefordert.
Die “Reizung” Anschobers wird fortgesetzt “Na gut, dann frag ich anders …” – “Na, vielleicht darf ich den Satz fertig sprechen? Wäre angenehm.”
Wenig später reagiert auch Rendi Wagner schon etwas genervt “Jetzt lassen Sie mich aber schon meinen Vorschlag zu Ende präsentieren.”

Der Schlagabtausch zwischen der “Anwältin des Publikums” (Eigendefinition Reiterer) und Gästen geht weiter, es fallen Sätze wie
“Wenn Sie mich ausreden lassen, könnte ich es erklären. Das wäre vielleicht ganz angenehm …”,
“Wenn Sie das Gespräch führen, dann machen Sie das.” und
“Darf ich ausreden?”

Der Gipfel wird allerdings mit dem Dialog
“Das ärgert Sie jetzt, wenn ich Sie unterbreche“
“Hat nichts mit Ärgern zu tun, aber mit Gesprächskultur“
erreicht.

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Erhellende Diskussionen bedürfen nun einmal einer entsprechenden Gesprächskultur, die leider nicht gegeben war.

Dies hat schlussendlich dazu geführt, dass über die eigentlichen Kernthemen wenig zu erfahren war. Die Aufarbeitung von Fehlern in der Vergangenheit konnte – natürlich – nicht erreicht werden, mögliche Zukunftsstrategien gingen im Hickhack unter, das Publikum blieb hinreichend verwirrt zurück.

Ach liebe Claudia, wären Sie doch beim Servicemagazin “heute konkret” geblieben, die Schuhe von Ingrid Thurnher sind leider immer noch zu gross für Sie.
Ein Kursus bei ihr wäre allemal empfehlenswerter als sich die Gespächsführung von Markus Lanz anzueignen.


P.S.:  Die von mir als Journalistin und Buchautorin sehr geschätzte Claudia Reiterer moderiert seit 2017 die Diskussionssendung Im Zentrum. Von 2007 bis 2016 moderierte sie abwechselnd mit Martina Rupp das Servicemagazin heute konkret.
Waren gute Recherche und kompetente Fragen ihr Markenzeichen bei “heute konkret, versucht sie “im Zentrum” zu sehr, ihre eigenen Ansichten bestätigt zu erhalten. Für Gäste und Publikum – viel mehr aber für die behandelten Themen – scheint dies wenig vorteilhaft. Geht es doch eher darum die Positionen der Diskussionsteilnehmer zu erfahren als mainstream-Meinungen zu bestätigen.

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